Bereiten sie sich auf das Leben im Ausland vor

Tipps von Edoardo Clementi, Advisory Manager, Ernst & Young Business School.

Der beste Rat, den man Arbeitsuchenden geben kann, die ins Ausland gehen möchten, ist und bleibt: Lernen Sie die Sprache. Durch die Sprache versteht man die Kultur. Manche Dinge lassen sich einfach nicht übersetzen.

Menschen, die zur Arbeit ins Ausland ziehen, unterschätzen oft die Bedeutung kulturel­ler Fragen. Dazu gehören die Sprache, Arbeitsmarktbestimmungen, aber auch die Organi­sationskultur am Arbeitsplatz und im breiteren gesellschaftlichen Umfeld. In Skandinavien spielen Hierarchien in der Regel keine große Rolle. In Frankreich sind sie stark ausgeprägt, und das System ist stark zentralisiert. In den osteuropäischen Ländern ist Autorität meist sehr wichtig und negatives Feedback nicht immer erwünscht.

Die EURES-Berater sind sich meinem Eindruck nach der Bedeutung kultureller Faktoren sehr bewusst. Sie arbeiten in einer multikulturellen Organisation und haben Kontakte mit Kollegen in ganz Europa. Sie sind gute Ansprechpartner für Arbeitsuchende.

"Arbeitnehmer bereiten sich nicht immer angemessen auf das Leben und die Arbeit im Ausland vor. Ihnen ist nicht klar, dass sie sich über ihre Rechte und Pflichten informie­ren müssen. Der Vorteil der EURES-Dienstleistungen ist, dass sie kostenlos und leicht zugänglich sind und Informationen bieten, die Arbeitsuche, Umzug und Arbeiten im Ausland viel sicherer machen."

Piret Ustav, EURES-Berater, Estland

GROSSE VORTEILE

Die Anpassung an die Arbeit in einem fremden Umfeld ist eine Kompetenz für sich. Ein Mensch, der einige Zeit in Spanien, Rumänien und Schweden gearbeitet hat, hat beispiels­weise gelernt, sich auf verschiedene kulturelle Muster einzustellen und weiß, wie er mit den Menschen dort am besten arbeiten und kooperieren kann. Dies sind sehr wertvolle Kompetenzen.

Wer in einem romanischen Land, z. B. Italien, arbeitet, gewöhnt sich daran, mit Flexibilität umzugehen, und weiß, dass wenn dort jemand "5 Minuten" sagt, dies nicht dasselbe bedeu­tet, wie "5 Minuten" in Deutschland.

VERKAUFEN SIE IHRE ERFAHRUNG

Eine Tätigkeit im Ausland, auch wenn Sie nur von kurzer Dauer war, kann Ihnen später auch in einer anderen Branche zugutekommen. Sie zeigt Anpassungsfähigkeit. Viele Arbeitgeber interessieren sich für die Auslandserfahrung eines Bewerbers.

STELLEN SIE SICH AUF HINDERNISSE EIN

Machen Sie sich auf einen Kulturschock gefasst, denn er wird nicht ausbleiben. Viele Men­schen sehen anfangs alles durch eine rosarote Brille, doch das gibt sich schon bald. Es ist wichtig, dass Sie sich darauf einstellen, um die negativen Auswirkungen möglichst gering zu halten.

Es gab Fälle, in denen Menschen in ein anderes europäisches Land gezogen waren, um Arbeit zu suchen, ohne die Sprache zu beherrschen oder andere notwendige Kompetenzen zu besitzen, und dann obdachlos wurden und kein Geld für die Rückreise hatten. Anderswo blieben Migranten in einem Land, nachdem sie aufgrund der Wirtschaftskrise ihre Arbeit verloren, weil sie nicht zurückkehren und sich nicht eingestehen wollten, dass sie es nicht geschafft haben. EURES-Berater können nützliche Tipps geben, um solche Situationen zu vermeiden.

"Ich besuchte eine Jobmesse in Basel und traf dort einen EURES-Berater aus Luxem­burg. Er gab mir praktische und nützliche Ratschläge, u. a. Informationen über den Arbeitsmarkt, die Lebens- und Arbeitsbedingungen im Land und die richtige Bewer­bung - und erklärte mir die notwendigen Schritte vor dem Umzug.'

Arbeitsuchender aus der Schweiz, der in Luxemburg lebt und arbeitet.

BEREITEN SIE SICH AUF DIE RÜCKKEHR VOR

Sie können einen "Rückkehr-Kulturschock" erleben, wenn Sie nach einem Auslandsauf­enthalt zurückkommen. Vielleicht haben Sie sich an das Leben in einer Stadt mit einem gewissen Standard gewöhnt und finden bei der Rückkehr in Ihr Heimatland nicht dieselbe Lebensqualität. Ihre Vorstellungen von einem guten Lebensstandard haben sich verändert.

Manchmal stellen die Rückkehrer sich vor, denselben Ort vorzufinden, den sie verlassen haben, und sind möglicherweise enttäuscht. Ihre Stadt, ihr Arbeitsplatz, ihre Familie und ihr Netzwerk haben sich nach 3 Jahren verändert. Vielleicht hat sich die Situation verbessert - sie könnte aber auch schwieriger geworden sein. Letztendlich ist es wenig wahrscheinlich, dass Sie alles so vorfinden, wie Sie es verlassen haben.



Quelle: Europäische Kommission. Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration.
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